Solar – Trucki 2 MeanWell Gateway im Einsatz

Warum?

Bevor ich mir das Trucki 2 MeanWell Gateway zugelegt habe, hatte ich mir verschiedene andere Lösungen zum Speichern des Solar Überschusses angesehen. Gut gefallen hat mir die Lösung von Christian Waller von "der Kanal" bei Youtube, bei dem ein LED Treiber Netzteil nach Bedarf mehr oder weniger Leistung an die Batterie abgibt.

Auch bei OpenDTU on Battery gibt es eine sehr spannende Lösung. Die Beitragenden von openDTU-on-Battery (auf GitHub) nehmen anstatt Meanwell ein Huawei Netzteil (Huawei R4850G2), das 3kW Output hat und über den CAN Bus gesteuert werden kann.

Grundsätzlich hätte ich mir das zugetraut nachzubauen, aber manchmal muss man zusehen, dass man nicht Sklave seiner selbstgebauten IT wird und aus dem Nachbessern und Frickeln nicht mehr rauskommt. Es gibt ja auch noch ein Leben weitab vom Computer.

Beschreibung & Setup

Deshalb also die plug&play Solution von Christian Truckenbrodt, das Trucki 2 MeanWell Gateway. Mit 81€ inkl. Versand nicht ganz billig, dafür habe ich eine quasi sofort funktionierende Lösung an der Hand, an der ich nicht dauernd rumschrauben muss.

Es gibt dazu passende Ladegeräte von Meanwell mit 450W, 750W, 1200W und 1700W. Ich habe mir das 750er Ladegerät für 48V besorgt. Die Leistungsangabe 750 ist übrigens reines Marketing. Bei diesem Gerät heißt das, es kann knapp 600W AC seitig verbraten; auf der DC Seite kommen dann knapp 570W heraus – Wirkungsgrad 95%.

Der Setup ist auf der Produkt Website bzw. in dem dort befindlichen pdf Dokument sehr gut beschrieben.

Sehr wichtig ist die Cutoff Spannung, bei der der Ladevorgang wegen "voll" beendet wird. Damit wird ein Überladen der Batterie verhindert.

Normalerweise ist das wie folgt einzustellen: VBat Cutoff [V]: Ladeschlussspannung in [V].
Errechnet wie folgt: VCutoff = 3.6V * Anzahl der LiFePo4 Zellen — z.B. 8S(28.8V),15S(54V),16S(57.6V)

Meine Pylontech Akkus haben je 15 Zellen, also wären das 54V Ladeschlussspannung. Bei meinen Akkus musste ich trotzdem einen anderen Wert, nämlich 51 V eintragen, da die Batterie bei 54V überladen wurde und das Battery Management System auf ALARM geschaltet hat. Passiert ist zum Glück nichts. Mit 51,1 V Ladeschlussspannung kommt mein Akku auf ca. 95% SoC.

Die bis vor kurzem (ca. März 2024) produzierten Meanwell Ladegeräte hatten ein ärgerliches "Feature" bei dem jegliche Parameteränderung – also auch die Regelung durch T2MG – in einen EEPROM Speicher geschrieben wird. Das Problem ist, dass dieser Speicher nach ca. 4 Millionen Schreibvorgängen den Geist aufgibt und das Ladegerät dann möglicherweise nicht mehr funktioniert. Deshalb empfiehlt Trucki, über "Update Interval  = 30s" die Anzahl der Schreibzugriffe zu reduzieren. Das geht leider auf Kosten der Regelgenauigkeit, vor allem bei niedrigen Ladeströmen. Ich hab' das jetzt mal auf 20s eingestellt. Mit 46.000 EEPROM Writes habe ich nach 4 Monaten also 1% verbraten. Müsste reichen, bis ich irgendwann eine neue Technolologie einsetze.

Die neueren Meanwell NBP kommen auch ohne die EEPROM Schreibzugriffe aus. Das T2MG erkennt das und passt sich entsprechend an.

Die Target Values sind noch ganz interessant. Hier wird eingestellt, wie nahe das T2MG an der Solar- bzw.  Verbrauchskurve entlangregelt. Ich versuche einen möglichst kleinen Überschuss ins Netz zu speisen, weshalb ich meinenTarget Wert zwischen 0 und -30 (= 30 W Überschuss) eingestellt habe.

Das Ganze klappt recht gut, hin und wieder kommt es allerdings vor, dass kurzfristig ein sehr hoher Überschuss oder gar ein Netzbezug von an die 100W angezeigt wird. Das liegt wohl eher daran, dass T2MG wegen des erhältnismäßig langen Update Intervalls (?) nicht schnell genug nachregeln kann. Summa Summarum fällt das allerdings kaum ins Gewicht. Zusammen mit meiner – dann doch selbst entwickelten – Einspeiselogik komme ich bei sonnenreichen Tagen auf einen Netzbezug von unter 200W in 24h.

Die wesentlichen Betriebsdaten kann ich über MQTT abgreifen und in einem NodeRed Dashboard verwursteln

Meanwell NBP-750 unter Vollast – bei 11,3A Ladestrom ist Schluss. Die Ladeleistung ist mitnichten 750 W!

Update

Firmware 1.07

Die T2MeanWellGateway Firmware vom August 2024 (1.07 bzw. 1.07a) kann auch mehrere Ladegeräte dergestalt steuern, dass ein oder ggf. zwei weitere Ladegeräte zugeschaltet werden, wenn genügend Überschuss vorhanden ist. Jedes Ladegerät braucht dafür aber einen eigenen T2MG Stick.

Die NPB Ladegeräte liefern erst ab einer gewissen AC Eingangsleistung  einen DC Output. Durch einen Trick – die dynamic Voltage Spannungsregelung – wird diese Schwelle relativ weit nach unten gezogen. Trotzdem gilt: je leistungsstärker das NPB, desto höher liegt diese Schwelle.

Als Kaskade stelle ich mir dafür folgenden Setup vor:  in der ersten Stufe hat man ein Meanwell NPB 450 mit niedriger Ansprechschwelle, in der zweiten Stufe eines mit höher Leistung (750, 1200 oder 1700) und bei sehr viel PV Überschuss schlussendlich noch ein weiteres NPB.

Für eine ungeregelte, sehr einfache Batterie Einspeisung gibt es bei der Firmware ab 1.07 außerdem noch die Möglichkeit den Einspeise Wechselrichter mit einem Shelly Plug o.ä. zu steuern, der dann eine Konstanteinspeisung mit x Watt ermöglicht. Für den in diesem Artikel beschriebenen Ansatz mit dynamischer Einspeisung ist dieses Feature nicht relevant.

Eine schöne Youtube Beschreibung gibt's wieder einmal bei Offy's Werkstatt.

Trucki 2 Huawei Gateway

Ein gewisser Nachteil der Meanwell Ladegeräte liegt in deren nicht allzu berauschender Leistung. Das NPB 1700 zum Beispiel liefert gerade einmal knapp 1400W DC Output.  Durch die Kaskadierung mit mehreren Ladegeräten kann man das zwar verbessern aber so etwas geht ins Geld.

Für diejenigen, die mehr wollen, gibt es ja noch leistungsstärkere, regelbare Ladegeräte anderer Hersteller. z.B. das oben kurz erwähnte Huawei R4850G2, welches 3000W Leistung hat. Dieses Teil ist beim OpenDTU-onBattery Projekt erfolgreich im Einsatz.

Das T2HG ist eine kleine Platine, die an der Rückseite des Ladegeräts zwischen Anschluss und Kabel gesteckt bzw. geschraubt wird. Will man allerdings die vollen 3000W Leistung ausnutzen, muss man noch für eine passive externe Kühlung in Form von Aluprofilen oder Kühlrippen sorgen.

Auch hier können bis zu drei Ladegeräte kaskadiert werden, so dass stolze 9000 W Ladeleistung zustanmde kommen. Es fließen dann knapp 190A durch die DC Anschlusskabel, also auf sehr große Leitungsquerschnitte (>=35mm² besser 50mm²) achten.

Wieder schön beschrieben in drei YT Videos von Offy's Werkstatt (Beschreibung T2HG ab Minute 19:50 und Praxistest mit 9000W Ladeleistung sowie 3.000 Watt smarte LADELEISTUNG für Deinen PV-SPEICHER ! Tipps & Tricks)

11 Gedanken zu „Solar – Trucki 2 MeanWell Gateway im Einsatz

  1. Hallo zusammen,

    kann mir jemand sagen wo bekomme ich den Huwai Laderegler und das Trucki2HG her bekomme ? bzw. die Komponenten für die Kühlung …

    Danke für Info

    Gruß
    Robert

    1. Hi,
      T2HG bekommst du direkt bei Trucki. info@trucki.eu
      Eventuell hat er noch ein Komplettset bestehend aus Ladegerät, Steckverbinder Rückseite und T2HG für €299 in Deutschland.
      Kühlkörper hat er leider nicht. Hier hilft Offys Werkstatt

    2. https://www.youtube.com/watch?v=kYWvphAW_Vw
    3. mit einer Anleitung. Die Aluprofile bekommst du im Fachhandel oder irgendwo im Internet. Ich mache mich gerade auch auf die Suche.
      NfG
      Chris

  2. Hallo Chris,
    Schön geschrieben und hat mir einige neue Infos gebracht!
    Zuerst hatte ich die Lösung von Christian, jetzt der T2MG-Stick aus ähnlichen Überlegungen. Allerdings nutze ich nicht die Trucki-Regelung, sondern schicke per MQTT den Sollwert und der Regellogik läuft auf einem M5Stack, der einen Hichi-Lesekopf am Zähler ausliest.
    Wenn das WLAN oder der MQTT-Server ausfällt wird evtl zu hoch oder zu niedrig geladen.
    Was passiert den bei der Truckiregelung wenn die Verbindung zum Lesekopf/Shelly3EM unterbrochen ist? Wird da die Ladeleistung auf Null gesetzt?
    Schöne Grüße aus Freiburg
    Peter

    1. Hallo Peter,
      Meine div. Komponenten sind relativ weit voneinander entfernt weshalb ich alles tatsächlich über WiFi verbinde. Teils mit MQTT, teils über die API oder JSON.
      Was genau passiert, wenn 3EM nicht funkt bzw. das WLAN ausfällt muss ich noch ausprobieren. Zur Not verhindert das Batterie Management System (autark) ein Überladen oder Leerfahren des Akkus.
      VG
      Chris

    2. Hallo Peter,
      ich habe das jetzt mal ausprobiert: Der Shelly 3EM wird vom T2MG Stick per IP Adresse angesprochen und zieht dann ein JSON Objekt, das u.a. den summarischen Strombezug enthält. So spart man sich ein paar Sekundenbruchteile über den MQTT Server und reduziert die Fehleranfälligkeit. So verfahre ich bei den anderen Funktionen, welche die Grid Information benötigen, übrigens auch.
      Sollte das WiFi ausfallen ist es natürlich dahin mit der schönen Node-Red Welt. Ich habe allerdings darauf geachtet, dass die Komponenten weitestgehend autark arbeiten oder dass keine Katastrophe passiert. Der T2MG läuft dann bei der Verbrauchsmessung in einen Timeout und schaltet ab. Der Solar Wechselrichter läuft weiter, kann aber nicht mehr gesteuert werden, was aber auch kein allzu großes Problem ist. Die Produktionsdaten trackt er intern mit, es geht also nichts verloren. Der Einspeise WR läuft alleine weiter, bis die Batterie leer ist und das BMS abschaltet. Die Zentrale – der Raspberry Pi – kann ebenfalls mal ausfallen (hatte ich schon), dann läuft alles autark weiter, lediglich die Statistik bekommt dann Löcher.
      Ferner habe ich 6 WLAN Repeater im Haus verteilt, die kritischen hängen über PowerLAN oder Ethernet am Router. Den Raspberry Pi und die Komponenten, welche mit der Batterie zu tun haben, kann ich über einen Shelly Schalter resetten.
      All das kann ich über ein Reverse SSH Tunnel von Deutschland aus steuern und beobachten.
      Soweit mein Konzept.
      VG
      Chris

      1. Chris, danke für die ausführliche Antwort!
        Da sind gleich zwei super interessante Infos drin. 1) Wie funktioniert das mit dem T2MG Timeout?
        2) Der Reverse SSH Tunnel interessiert mich auch brennend, da ich nicht mehrere Portfreigaben über meine Fritzbox machen kann, weil mein Anbieter Inexio keine echten IP-Adressen verwendet.
        Sonnige Grüße
        Peter

        1. PS: zu 1) Ok , ich müsste die Regelung dem Trucki Stick überlassen und der läuft dann in den Timeout wenn er keine WLAN Verbindung hat.
          Hab vor einiger Zeit Trucki gefragt ob er so eine Timeout Funktion hat und die Antwort war: "diese Funktion gibt es nur für die Regelung (METEROVR) . Regelung heißt allerdings, dass Du nicht die Ladeleistung, sondern die Differenz auf die aktuelle Ladeleistung schicken musst."
          Das muss ich jetzt mal verstehen und testen. Die Trucki-Anleitung ist etwas sparsam.

          1. Also: das T2MWG geht definitiv in einen "nicht Laden" Zustand, wenn vom 3EM oder einem anderen Strommesser kein Signal mehr kommt. Zumindest im Automatikmodus, den ich selbst kaum besser hinbekommen würde.
            Der Beitrag zum Reverse SSH Tunnel in meinem Blog ist heute genau 10 Jahre alt, er ist aber immer noch aktuell, da ich ihn laufend nachpflege.
            VG
            Chris

            1. Herzlichen Dank !
              Habe jetzt meine Laderegelung so umgestellt wie ich den Tipp von Trucki verstanden habe. Der Akku war schon fast voll, da hat es soweit funktioniert, morgen weiss ich mehr.
              Den Reverse SSH Tunnel Beitrag schaue ich mir sofort an.
              Schönen Abend
              Peter

  3. Lösung … an der ich nicht dauernd rumschrauben muss
    beim Huawei hättest du das eeprom gefrickel nicht
    und ist ein Profi Charger

    1. Kann sein. Viele Wege führen nach Rom. Außerdem brauche ich keine 3kW Ladeleistung bei meiner kleinen Anlage. Gefrickel ist auch nicht, einmal einstellen und gut is. Sollte das Netzteil nach 4-6 Jahren über den Jordan gehen, dann ist das auch verschmerzbar.

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